Mitte 40 im Job: rastlos, wehleidig und unzufrieden – Willkommen in der Midlife crisis!

Frustriert in der Lebensmitte

Eigentlich könnte Mitte 40 ja alles perfekt sein: fortgeschritten in der Karriere, meist stabil in einer Partnerschaft oder Ehe, vielleicht Kinder, ein schönes Heim, leistet sich auch was. Und auch die inzwischen erreichte persönliche Reife hilft zu entscheiden, was man will und mag – und was nicht. Die eine oder andere Herausforderung im Leben schon gemeistert. Eine gefestigte Person und Persönlichkeit. Lebensziel erreicht.

Und dann kommt der Tiefpunkt der Zufriedenheit. Forscher zeichnen diesbezüglich über alle Schichten hinweg eine U-Kurve der Lebenszufriedenheit nach, die mit ca. Mitte 40 ihren niedrigsten Wert hat. Bäm! Willkommen in der Midlife crisis.

Mag sein, dass der Begriff etwas Old School wirkt – er stammt ja auch aus den 60ern. Gleichzeitig hilft er, eine Lebensphase zu beschreiben, die Soziologen als „Zweite Pubertät“ bezeichnen. Einen weiteren Lebensabschnitt der Neuorientierung. Insofern ist die Midlife crisis kein Krankheitsbild wie Burnout oder Depression, sondern eine Zusammenfassung von Reaktionen auf Ereignisse und Erkenntnisse in der Lebensmitte.

Was passiert in der Lebensmitte und wie geht man damit um?

AMERICAN BEAUTY [US 1999] KEVIN SPACEY, MENA SUVARI Date: 1999 (Mary Evans Picture Library) Keine Weitergabe an Drittverwerter., Nur für redaktionelle Verwendung.

Gleich vorweg: das Thema Midlifecrisis wird meist den Männern zugeschrieben. Die Klischees vom Sportwagen, der jüngeren Partnerin, Jungendwahn oder auch in Filmen wie American Beauty mit Kevin Spacey in der Hauptrolle: es sind die Männer, die ihrer Endlichkeit bewusst werden, den beginnenden, natürlichen Alterungsprozess des Körpers mit aller Macht trotzen wollen. Frauen sind oft stark betroffen von den Hormonveränderungen in den Wechseljahren, die sich stark auf Körper und Psyche auswirken. (Foto: IMDB)

Und gleichzeitig treten bei beiden Geschlechtern die ähnlichen Fragen auf: Bin ich die- oder derjenige geworden, den ich sein wollte? Habe ich alles erreicht, was mir wichtig war? Was will ich jetzt? Und passt der Job noch zu mir? Gelten die Karriere-Ziele – und vor allem der Einsatz dafür – noch für mich?

Mitte 40 im Job: meist noch mit Fullspeed auf der Karriereleiter und nebenbei die Familie und etwas Ich-Zeit managen. Oft beginnt es jetzt sehr, sehr stressig zu werden, der Körper reagiert darauf und auch im Beruf macht sich die sinkende U-Kurve bemerkbar. Aufgerieben zwischen Management und Mitarbeiter. Der neue Vorstand, der zwei Jahre jünger ist, als ich (ist mir passiert!), die Top-Jobs auf der nächsten Stufe werden rarer – trotz Fachkräftemangel heute! Hamsterrad.

Millenials in der Midlife crisis – Kompetenzen nutzen statt jammern!

In der Midlife crisis kommen nun auch die Millennials an. Die Generation Y aus den späten 80ern und Anfang 90ern. Die Generation, die begann zu hinterfragen, Flexibilität für sich und den Job einforderte, die individuelle Entwicklung mit einer Portion Selbstverwirklichung auch im Berufsleben einbrachte. Die bereits schon einige großen Krisen auf der Welt durchlebte (ich erlaube mir an dieser Stelle den Hinweis, dass eigentlich jede Generation Ihre Krisen hatte – als Boomer hab ich auch ein

paar in petto). Die Krisen-Anhaftung wird allgemein dieser Generation zugeschrieben und auch eine, man erlaube mir das Wort, „Wehleidigkeit“ in Bezug darauf. Krisen-Resistent oder gestärkt durch Krisen lese und höre ich dagegen kaum, wenn es um die Millennials geht.

Nun also auch diese Krise: Midlife. Wie geht man damit um? Die Antwort darauf ist keine Frage von X, Y oder Z. Ich halte es mit Max Frisch: „Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“. Der Begriffsursprung kommt aus dem Griechischen: krísis = Entscheidung, entscheidende Wendung. Und darum geht es auch bei der zweiten Pubertät: welche Wendung soll mein Leben jetzt nehmen?

Mit Mitte 40 habe ich schon einiges auf dem Kasten und schöpfe aus einem gut gefüllten Reservoir an Lebenserfahrungen. Was stelle ich jetzt damit an? Wie setze ich das produktiv für mich ein? Für mich selbst? Für mein Selbst? Viele ziehen Bilanz und das halte ich für eine gute Vorgehensweise! Allerdings gehört für mich in den Coaching-Gesprächen immer dazu, nicht nur einen Soll-/Ist-Abgleich zu machen, sondern auch die zugrunde liegenden Ziele zu hinterfragen. Sind das noch meine Ziele? Will ich das wirklich? Fortsetzung von „höher-schneller-weiter“ oder neue Ziele? Qualitäts-Ziele? Wie wärs stattdessen mit einem „besser-achtsamer-reifer“? Das Hinterfragen, liebe Millennials, liegt in Euren Genen! Nutzt es.

Das gilt fürs Leben und auch für den Job! Nicht selten erlebe ich Entscheidungen gegen einen Karrieresprung und für mehr Balance von Qualität und Quantität. Mit guten, Sinn-stiftenden Entscheidungen für die Lebensmitte baut man ein Momentum auf für den Aufschwung in der Zufriedenheits-U-Kurve. Entscheidungen für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben nenne ich das. Die einen gehen in einen Schweigekloster, andere laufen den Jakobsweg und manche nutzen lieber eine Reihe von guten, reflektierenden Gesprächen. Vielleicht mit einem Außenstehenden, der damit eine eigene Lebenserfahrung hat. Jemand der quasi die Kurve gekriegt hat.

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